Die wenigsten Autor*innen können von ihrem Honorar leben und die wenigsten Verleger*innen unabhängiger Verlage von den Verkäufen. Auch im Buchhandel sieht es nicht gut aus; immer wieder müssen Unternehmen und Verlagsauslieferungen aus finanziellen Gründen schließen.
Warum ist das so, dass mit dem Verkauf von Büchern selten genug Geld in die Kasse kommt, um Miete, Löhne etc. bezahlen zu können? Wie setzt sich so ein Verkaufspreis genau zusammen? Wir zeigen, wer an der Entstehung und Herstellung eines Buches mitwirkt, welche Kosten dabei entstehen und welcher Anteil bei dem/der Autor*in, in der Buchhandlung und im Verlag landet.
Als Basis der Kalkulation dient ein literarischer Titel aus einem unabhängigen Verlag.

In Deutschland und Österreich gelten feste Ladenpreise, das heißt, ein bestimmtes Buch kostet immer dasselbe, egal wo man es kauft. Der Ladenpreis wird vom Verlag festgelegt. Der gebundene Ladenpreis trägt dazu bei, allen Buchhandlungen (Ladengeschäften wie auch dem Onlinehandel, großen und kleinen Unternehmen) gleiche Chancen auf dem Markt einzuräumen. Das ist nicht in allen Ländern so, in der Schweiz etwa gibt es seit 2007 keine Buchpreisbindung mehr.
Die Umsatzsteuer, auch bekannt als Mehrwertsteuer: In Deutschland gilt für Bücher der reduzierte Umsatzsteuersatz von 7%, weil Bücher als Kulturgut »geistige Nahrung« sind. Von den 24 Euro werden 1,57 Euro an den Staat abgeführt; der Netto-Ladenpreis beträgt 22,43 Euro und ist z. B. Basis für die Berechnung des Honorars für die Autor*innen. In Österreich beträgt die Umsatzsteuer auf Bücher übrigens 10%, in der Schweiz dagegen nur 2,5%.
AUTOR*IN – 2,24 Euro

Hier sind 10% des Netto-Ladenpreises als Autor*innenhonorar eingerechnet. Das ist für eine belletristische Originalausgabe im Hardcover üblich, manche Verlage staffeln die Prozente allerdings, z. B. 8% bis 5.000 Exemplare, danach 10%. Bei Taschenbüchern ist es weniger: Als Honorar erhalten Autor*innen oft nur ca. 6 bis 7% Honorar des Netto-Ladenpreises, der zudem niedriger ist. In der Regel erhalten Autor*innen bei Vertragsabschluss einen Vorschuss auf alle aus dem Vertrag später resultierenden Honoraransprüche.
VERLAG – 2,81 Euro

LEKTORAT & KORREKTORAT – 0,60 Euro

Die Kosten für diese beiden Bereich fallen einmalig bei der Herstellung des Buches an. Wenn das Buch erfolgreich ist und weitere Auflagen gedruckt werden, entstehen hier meist keine weiteren Kosten, außer bei überarbeiteten Neuausgaben. Oft werden Lektorats- und Korrektoratsaufgaben in unabhängigen Verlagen selbst erledigt, zuweilen aber auch extern beauftragt.
GESTALTUNG & SATZ – 0,65 Euro

DRUCKEREI & BUCHBINDEREI – 3,69 Euro

In Osteuropa oder Asien sind die Kosten oft geringer. Wird auf besondere Ausstattungsmerkmale – wie Lesebändchen, Fadenheftung, besonderes Vorsatzpapier und Prägung – verzichtet, ergibt sich ebenfalls ein etwas niedrigerer Stückpreis. Bei den seit der Pandemie stetig steigenden Energie‑, Logistik- und Papierpreisen sind die Kosten in diesem Bereich allerdings schnell auch höher als hier angegeben. Und wenn eine kleinere Auflage gedruckt wird, erhöhen sich die Stückpreiskosten ebenfalls schnell.
VERTRIEB & LAGER – 1,20 Euro

Buchhandels-Verteter*innen, die ebenfalls Teil des Vertriebs sind, sind hier nicht eingerechnet, sondern werden aus den Gemeinkosten des Verlags bezahlt (siehe oben).
PRESSE & WERBUNG – 0,85 + 0,30 Euro

GROSSHANDEL – 2,24 Euro

BUCHHANDLUNG – 7,85 Euro

Für viele Buchhandlungen bleibt daher von den Einnahmen am Buchverkauf nicht viel übrig. Manche bieten auch deswegen noch Artikel wie Kaffee, Wein oder Schreibwaren an.
Es besteht für Buchhandlungen auch die Möglichkeit, direkt bei den Verlagen bzw. deren Auslieferungsdienstleistern zu bestellen. Jede zusätzliche Bestellung bedeutet zwar erhöhten Aufwand und somit Kosten, und die Lieferung dauert länger, die Buchhandlungen erhalten aber auch mehr Rabatt, z. B. 40% – und umgekehrt ist auch die Einnahme des Verlages höher als bei einem Verkauf an den Großhandel.
Eine Initiative der Kurt Wolff Stiftung, Gestaltung: Golden Cosmos / @goldencosmos.